Deep Purple: „Heute gilt für uns ‚Socks, Rugs & Rock’n’Roll’“

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Nach knapp einem halben Jahrhundert im Musikbusiness wollen die Rocker von Deep Purple (?Time for Bedlam?) noch nicht ans Ende denken. Auf ihrer ?The Long Goodbye?-Tour werden sie heute die Olympiahalle in München in Extase versetzen. Aber wie ist es, seit fast 50 Jahren auf der Bühne zu stehen? Neben vielen neuen Songs auch immer wieder alte Klassiker zu spielen? Immerhin hat sich in dieser Zeit viel verändert ? sowohl in der Musikbranche, als auch privat bei den Rockern. spot on news hat bei den Urgesteinen des Rocks nachgefragt. Die Antwort von Ian Paice (68) und Roger Glover (71) überrascht?

Ihr wohl bekanntester Hit ?Smoke on the Water? wird heute am Ballermann, auf dem Oktoberfest und auf jeder Party gespielt. Fühlt sich das nicht an, als würde der Song herabgestuft?

Roger Glover: Nein, warum sollte es sich schlecht anfühlen, wenn jemand deinen Song anhört?

Ian Paice: Ich kann das gut verstehen, aber es gibt schon so viele Cover-Versionen davon. Es gibt sogar eine Version von Pat Boone, einem der beliebtesten Schlagersänger der 1950er und 1960er Jahre. Er hat eine sehr weiche Stimme. Es hat zwar nichts mehr mit dem Sinn des Songs zu tun, aber es ist okay! Ich habe mehrere Versionen auf meinem Computer. Zum Beispiel eine Reggae-Version, die ist großartig! Oder eine südamerikanische, mit Kokosnüssen! Im Grunde ist es ein großes Kompliment, wenn jemand etwas mit deiner Musik anfangen kann. Auch, wenn sie manchmal damit etwas albern oder frech umgehen.

Haben Sie es nicht langsam satt, den Song immer wieder zu spielen?

Glover: Ich jedenfalls nicht! Die Leute sind immer so glücklich, wenn sie den Song hören. Während wir älter werden, wird das Publikum jünger ? sogar Zehnjährige sind dabei. Die haben so etwas noch nie live erlebt. Wenn sie es dann laut und live hören, wird der Song wirklich zum Leben erweckt. Mit der ganzen Power und Lautstärke lieben sie es dann noch mehr.

Wie ist das Gefühl bei Konzerten heute im Vergleich zu früher? Ist es mittlerweile reine Routine geworden?

Glover: Wenn man so viele Konzerte spielt, ist das durchaus eine Gefahr.

Paice: Es kommt auf die Show an. Wenn es ein durchschnittliches Konzert mit durchschnittlichem Publikum ist, vergisst man es nach dem Auftritt wieder. Wenn es ein desaströses Konzert ist, bei dem alles schief läuft, erinnert man sich, versucht aber, es zu vergessen. Wenn es ein fabelhaftes Konzert ist, bei dem das Publikum und die Band in totaler Harmonie sind, erinnert man sich auch. Es ist ganz egal, was für ein Gig es ist. Solange man immer 100 Prozent gibt, wird ein Konzert ein Volltreffer.

Glover: Außerdem beherrscht jeder in der Band sein Instrument wirklich gut. Darum spielt kaum einer jeden Abend das gleiche. Denn es liegt in der Natur ihres Talents, sich ausdrücken zu wollen! Das bedeutet: Auch wenn die Songs die gleichen sind, gibt es viel Bewegung und kleine Veränderungen, die vielleicht manche gar nicht bemerken. So bleiben die Songs lebendig. Ich erinnere mich an herrliche Momente, in denen wir uns total im Song verloren haben, abgedriftet sind und irgendwie wieder zusammen gefunden haben.

Klingt ganz so, als würden Sie sich auch nach Jahrzehnten immer wieder freuen, auf die Bühne zu gehen und aufgeregt sein?

Glover: Ich bin heutzutage sogar aufgeregter als früher! Als ich jünger war, war es ein großes Abenteuer. Wir waren nicht im Büro, wir waren frei, auf Bühnen zu Hause. Trugen komische Klamotten, spielten verrückte Sachen, das war ein Spaß! Wenn ich heute auf die Bühne gehe, ist mir bewusst, dass ich das schon für einen Großteil meines Lebens mache und sehe es als Privileg. Jetzt genieße ich jeden einzelnen Tag! Ich liebe es noch mehr als früher, weil ich nicht will, dass es zu Ende geht.

Paice: Als wir Kinder waren, nahm Roger seine Gitarre und ich nahm die Stricknadeln meiner Mutter und trommelte damit auf den Möbeln herum, weil ich immer Schlagzeuger werden wollte. Das taten wir, weil wir wussten, dass es uns glücklich macht. Das ist, was Kinder machen: Sie suchen sich das, was sie glücklich macht! Später wird es dann etwas wichtiger für dich und wenn du Glück hast, besitzt du etwas Talent und es wird dein Leben. Jetzt, nach so 53 Jahren des Schlagzeugspielens, fühle ich mich auf der Bühne nochmal in meine Kindheit zurückversetzt. Ist doch fabelhaft!

War früher ?Sex Drugs & Rock?n?Roll? Ihr Motto? Gehörten feierwütige Nächte und verwüstete Hotelzimmer zum Alltag? Gitarren haben Sie ja einige auf den Bühnen zertrümmert?

Paice: Es gab ein paar Kerle in bestimmten Bands, denen es gefiel, die Hotelzimmer etwas ?umzugestalten? ? meist aus dem Fenster raus. Das war aber nicht unser Ding. Wir hatten so viel Spaß in verschiedene Richtungen, da mussten wir unsere Zeit nicht damit verschwenden, Schlafzimmer aus Fenstern zu werfen. Die zerstörten Gitarren waren ja unsere eigenen! Ganz am Anfang hatten die Frauen gerade ihre ?Sexuelle Revolutio? hinter sich, das heißt, sie waren schlimmer als wir! Die Hälfte der Zeit jagten die Frauen uns, nicht andersherum! Es war eine wundervolle Zeit, ein junger Rockstar zu sein, ja. Aber das war früher und hat auch nicht lange angehalten. Wir werden erwachsen, Dinge ändern sich und man wird zu einem anderen Menschen.

Glover: Wie unser Frontmann Ian Gillan zu sagen pflegt: Früher war es ?Sex, Drugs & Rock?n?Roll?, heute ist es ?Socks, Rugs & Rock?n?Roll?. Zu wissen, dass man eine Menge Spaß haben kann und dabei Geld machen kann, ist für viele Leute sehr attraktiv. Besonders für die, die sonst keine großen Aussichten oder Qualitäten haben. Die driften dann in dieses Business ab. Sie sind oft nicht so gut erzogen und verspüren nicht die gleiche Dankbarkeit, wie wir es tun. Ehrlich gesagt können wir alle intellektuell etwas bieten. Wir sind wirklich nette Menschen und nicht hohl. Andere Bands sind allerdings so. Ich habe noch nie ein Hotelzimmer verwüstet, ich habe noch nie einen Fernseher aus dem Fenster geschmissen. Ich kann mir das gar nicht vorstellen!

Paice: Klar, als ich jung war, ging ich nach meinen Konzerten in die nächste Rock?n?Roll-Bar und suchte eine Bekanntschaft für die Nacht. Aber ich war 19, ein gutaussehender, junger Kerl, etwas bekannt. Warum hätte ich die Nacht damit verbringen sollen, Hotelzimmer zu verwüsten, wenn sich viel spaßigere Dinge anboten!?

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